Lein oder Flachs ist eine unserer ältesten Kulturpflanzen überhaupt, im Iran und der Südosttürkei wird er seit mindestens 7.000 Jahren angebaut, als Medizin nutzten ihn schon die Ärzte der griechischen Antike. Hildegard von Bingen empfahl die äußere Anwendung von Leinsamen “bei Brustkrankheiten und Verbrennungen”.
Lein ist unglaublich vielseitig, er eignet sich einerseits zur Herstellung von Fasern (z. B. für Leinenstoffe) und als Grundlage für Farben, andererseits als Nahrungsmittel (Leinsamen-Brötchen, Müslibeigabe) und Medizin. Leinsamen sind unter anderem gute Verdauungshelfer. Bei Verstopfung quellen sie im Darm auf (dazu viel trinken!), bilden Schleimstoffe und lösen vermehrte Darmbewegungen aus, bei Durchfall binden sie Flüssigkeiten im Darm und helfen bei der Ausscheidung von Schadstoffen. Bei Entzündungen im Magen-Darm-Trakt lässt man die Leinsamen vorher quellen (ca. eine Stunde, 1 Esslöffel Samen auf 150 ml Wasser), dieser Schleim wird leicht erwärmt getrunken. Er enthält entzündungshemmende und schleimhautschützende Stoffe und hilft auch vorbeugend. Bei Darmverschluss und Darmtumoren dürfen keine Leinsamen eingenommen werden.Was viele nicht wissen: Leinsamen kann die Aufnahme von Arzneistoffen vermindern, also sollte man, wenn man andere Medikamente nimmt, zwei Stunden Abstand zur Leinsamengabe einhalten.
Berühmt ist das Leinöl (Öl aus den Leinsamen) für seine gesunden Fette. Es enthält größtenteils ungesättigte Fettsäuren und hat einen besonders hohen Anteil an der Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure (45 % bis 70 %). Zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden täglich 1 bis 3 Esslöffel kalt gepresstes, frisches Leinöl (Achtung: Es verdirbt sehr schnell! ) empfohlen. Auch zur Vorbeugung und Behandlung anderer Erkrankungen (Osteoporose, Rheuma, Krebserkrankungen, Wechseljahresbeschwerden) mit Leinöl wird viel geforscht und es gibt teilweise schon sehr hoffnungsvolle Erfahrungen und Ergebnisse.
Noch eine Empfehlung zum Schluss: Eine warme Leinsamenauflage bei Muskelschmerzen und Verspannungen ist schnell gemacht und tut gut. Dazu ein Leinensäckchen mit den Samen für 10 Minuten in heißes Wasser hängen und dann so heiß wie möglich für ca. 30 Minuten auf die schmerzende Stelle legen.
Wer mehr über Heilpflanzen erfahren möchte - wilde und kultivierte -, über Anbau, Ernte und Anwendung oder sein Wissen und seine Erfahrungen weitergeben möchte, ist eingeladen, jeden ersten Mittwoch im Monat um 16.30 Uhr zum „Gesundheitsgarten“ im Siepental, Ahrfeldstraße.